Electrine und die anderen

Electrine von Freyberg, Mädchen mit Windenkranz, um 1837, Privatbesitz

Bis heute spielen Künstlerinnen in der Geschichte der Kunst eine Außenseiterrolle, obgleich es in allen Zeiten Künstlerinnen gegeben hat, die professionell, erfolgreich und stilbildend gearbeitet haben. Das Austellungsprojekt gibt Einblick in das Werk von 15 Künstlerinnen aus vier Jahrhunderten und beleuchtet und vergleicht Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensbedingungen.

Im Zentrum der Ausstellung steht Electrine von Freyberg, geb.Stuntz, eine der ersten Studentinnen der Kunstakademie in München und geschätzte Malerin der Goethezeit. Ihr zur Seite gestellt sind Künstlerinnen von der Barockzeit bis heute.

Cosmas Damian Asam, Porträt der Schwester Maria Salome, 1721

Maria Theresia Asam (1657-1719) erhielt, wie damals üblich, ihre Ausbildung beim Vater in München. 1700 war sie nachweislich als Malerin im Betrieb ihres Mannes, des berühmten Malers und Freskanten Georg Asam (1649-1711), tätig und wirkte an Aufträgen für Kloster Fürstenfeld mit. Ihre Tochter Maria Salome Asam (1685-1740) lernte von ihren Brüdern Cosmas Damian und Egid Quirin Asam verschiedene Maltechniken so perfekt, dass sie ihren Beruf nicht nur in Bayern, sondern auch in Böhmen ausübte.

Louise Seidler, Doppelbildnis der Schwestern Pauline und Melanie von Spiegel, um 1829, Goethe-Museum Düsseldorf

Louise Seidler (1786-1866), Marie Ellenrieder (1791-1863), Louise Wolf (1798-1859) und Barbara Popp (1802-1870) immatrikulierten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts wie Electrine von Freyberg an der Kunstakademie in München. Die Malerinnen profitierten vom Aufkommen aufklärerischer Bildungsgedanken und die Abkehr von der monumentalen Historienmalerei hin zur gefühlsreichen religiösen Kunst der Nazarener kam den künstlerischen Strategien der Malerinnen entgegen. Die künstlerischen Leistungen der Malerinnen wurden in ihrer Zeit durchaus gewürdigt, dennoch kann von einer gleichberechtigten Stellung gegenüber den männlichen Malerkollegen nicht die Rede sein. Vielerlei gesellschaftliche Hindernisse und Rollenerwartungen engten den professionellen Aktionsradius ein. Eine Kunstgeschichte schließlich, die sich am männlichen Schöpfermythos orientierte, ließ ihre Kunst gänzlich in der Versenkung versinken.

Lily Koebner-Linke, Selbstporträt, 1914, Sparkasse Fürstenfeldbruck

Den Malerinnen Johanna Oppenheimer (1872-1942), Selma Des Coudres (1883-1956), Lily Koebner-Linke (1891-1980) war knapp hundert Jahre später der Zugang zur Akademie verwehrt. Ihnen blieb nur die Wahl, an einer privaten Malschule zu studieren. Die Künstlerinnen lebten und arbeiteten in Fürstenfeldbruck oder im nahen Umland. Auch sie konnten ihre künstlerischen Begabungen nur sehr reduziert im Rahmen eng gesteckter Rollenerwartungen realisieren.

Jutta Immenkötter, Ohne Titel, 2008, Gouache auf Papier, Privatbesitz

Die Biografien von Esther Balasz (1970), Eike Held (1943) und Jutta Immenkötter (1976), Mitglieder der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck, belegen Konstanten, aber auch Fortschritte im Selbstverständnis der Künstlerinnen heute.

In der Ausstellung sind 180 Werke der genannten Malerinnen aus drei Jahrhunderten zu sehen. Leihgaben aus Privatbesitz, den Goethemuseen in Frankfurt und Düsseldorf, der staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, den Kunstsammlungen Chemnitz, dem Münchner Stadtmuseum und anderen Sammlungen belegen die künstlerische Qualität und Eigenart der weiblicher Kunst.

Die Ausstellung ist Teil des Projektes 'Frauen“ des Museumsverbundes 'Landpartie- Museen rund um München' im Jahr 2008.

Das umfassende und reich bebilderte Begleitbuch zur Ausstellung kostet € 19.-

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