Landschaften Brucker Maler. Bilder-Vorbilder-Zeitgenossen

In der Ausstellung „Landschaften. Brucker Maler – Bilder, Vorbilder, Zeitgenossen“ zeigt das Stadtmuseum Fürstenfeldbruck mit über 80 Gemälden, Studien und Skizzen von etwa 40 verschiedenen Künstlern eine Querschnitt durch die regionale Landschaftsmalerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Eine großzügige Schenkung von 24 wertvollen Gemälden des Sammler-Paares Doris und Friedrich Müller aus Mannheim an das Stadtmuseum Fürstenfeldbruck ist der Anlass für die neue Ausstellung im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck. Da es sich bei diesen Werken überwiegend um Landschaftsgemälde der sog. Münchner Schule handelt, die den Bestand des Stadtmuseums hervorragend ergänzen, lag es nahe, dieser Gattung eine eigene Ausstellung zu widmen.

 

Brucker Maler wie Karl Robiczek, Adolf Des Coudres, Franz Gräßel, Fritz Behrendt, Max Landschreiber, Otto Kubel oder Henrik Moor treten (damit) in einen Dialog zu einigen führenden Vertretern der Münchner Schule wie Adolf Lier, Friedrich Voltz, aber auch dem Karlsruher Akademieprofessor Georg Schönleber, einem Lehrer Adolf Des Coudres´. Durch das Aufeinandertreffen der zum großen Teil im Dunstkreis der Kunstmetropole München entstandenen Gemälde mit selten gezeigten Arbeiten aus dem Fundus des Stadtmuseums ergeben sich interessante Berührungspunkte, thematische Überschneidungen, aber auch stilistische Unterschiede, und es zeigt sich die eine oder andere persönliche Verbindung.

Der Begriff „Vorbilder“ ist in diesem Zusammenhang weiter gefasst und meint eher eine gegenseitige Beeinflussung, einen gemeinsamen künstlerischen Hintergrund als eine direkte Abhängigkeit. Dabei spielen die führenden Kunstakademien des 19. Jahrhunderts eine zentrale Rolle, waren doch die meisten der hier gezeigten Künstler entweder als Dozenten oder als Schüler an den Akademien in München, Karlsruhe, Stuttgart oder Düsseldorf tätig/vertreten.

 

Bei aller Vielfalt und Eigenständigkeit ist die stimmungsvolle und naturnahe Malweise der präsentierten Gemälde undenkbar ohne die Revolutionierung der heroischen, akademischen Landschaftsmalerei durch die Pioniere der Freilichtmalerei, die sich ab den 1830er Jahren in den Wäldern Fontainebleaus südlich von Paris versammelten und bald unter dem Begriff „Schule von Barbizon“ weit über Frankreichs Grenzen hinaus bekannt wurde. Adolf Lier, der sich mehrmals in Paris aufhielt und später in München eine Lansdschaftsschule betrieb, ist in der Ausstellung z.B. mit einer für die Barbizonisten typischen „paysage intime“, einem scheinbar zufällig gewählten, vertrauten/nahsichtig und natürlich wiedergegebenen Landschaftsausschnitt vertreten.

In München wandten sich die Landschaftsmaler schon früh von der traditionellen (akademischen) Ateliermalerei ab und zogen mit ihren Malutensilien in die ländliche Umgebung, arbeiteten als Autodidakten oder schlossen sich einer der privaten Malschulen an. Eine eigene Klasse für Landschaftsmalerei, die das Arbeiten in der freien Natur ermöglichte, wurde an der Münchner Akademie erst ab 1891 wieder eingeführt - davor verband sich auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei vor allem mit der Düsseldorfer Malerschule ein hervorragender Ruf.

Verschiedene Fotografien, Skizzen und kleine Ölstudien charakteristischer Landschaftsmotive zeigen aber auch, dass die Gemälde offenbar nicht ausschließlich im Freien entstanden, die Künstler vielmehr aus einem Fundus an Vorlagen schöpften und teilweise Bilder daheim komponierten. Die große Nachfrage einer bürgerlichen Gesellschaft/Kundschaft an idyllischen, kleinformatigen Landschaftsgemälden wurde so zunehmend mit Arbeiten aus dem Atelier bedient.

Einen inspirierenden Austausch zwischen den Künstlern gab es sicher auch auf den wie Pilze aus dem Boden schießenden Ausstellungen dieser Zeit, vor allem in dem 1854 eröffneten Münchner Glaspalast, ebenso in den zahlreichen Künstlervereinigungen und Künstlerkolonien, die sich rund um München bildeten. Schließlich entstanden auch im Brucker Land, das mit seinen malerischen Amperufern, weiten Mooslandschaften und wechselnden Lichtstimmungen vor allem die Landschaftsmaler begeisterte, zahlreiche Künstlerfreundschaften (oder enge Ateliergemeinschaften). Kamen die ersten Künstler zunächst nur im Sommer um nach französischem Vorbild im Freien zu Malen, so hatten ab den 1880er Jahren immer mehr Maler ihren ständigen Wohnsitz in Bruck und bildeten die eine oder andere Ateliergemeinschaft. Eine eigene Künstlervereinigung wurde erst 1924 gegründet.

Ergänzt wird die Ausstellung im Stadtmuseum durch einige Leihgaben der Sparkasse Fürstenfeldbruck und der Gemäldegalerie Dachau, u. a. eine Landschaft des Lier-Schülers Otto Frölicher, an dessen Aufenthalt in Bruck eine Erinnerungstafel an der sog. Künstler-Eiche im Emmeringer Hölzl erinnert.

 

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