Goldene 20er? Die Weimarer Republik in der Provinz

Raimund Mosler, Müder Soldat, Museum Fürstenfeldbruck

Der Erste Weltkrieg und sein als schmachvoll empfundenes Ende hinterließen eine traumatisierte Gesellschaft. Mangel, politische Radikalisierung und wirtschaftliche Not prägten die schwierige Anfangszeit der Weimarer Republik.

Knapp 200.000 bayerische Soldaten verloren ihr Leben im Ersten Weltkrieg. Zahllose Männer kehrten als Kriegsinvaliden nach Hause zurück. Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Fürstenfeld wurden Holzbaracken errichtet, in denen Verwundete versorgt wurden.

In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 rief Kurt Eisner den Freistaat Bayern aus. Auch in Fürstenfeldbruck wurden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet.

Einwohnerwehr-Feier im Herbst 1920 vor dem Alten Rathaus, Stadtarchiv Fürstenfeldbruck

Nach der Niederschlagung der revolutionären Unruhen bildeten sich lokale Selbstschutzverbände, so auch in Fürstenfeldbruck.

Weite Teile dieser Einwohnerwehren waren reaktionär und antidemokratisch. Das Pendel schlug von links nach rechts aus. Unter Gustav von Kahr wurde Bayern zur national-konservativen "Ordnungszelle".

Reichsbanknote, Eine Million Mark, Museum Fürstenfeldbruck

Die Geldentwertung begann schon während des Ersten Weltkriegs und erreichte ihren absoluten Höhepunkt im November 1923.

1923 gilt als Schreckens- und Wendejahr der Weimarer Republik: Hyperinflation, Ruhrbesetzung und Hitlerputsch erschütterten die junge Republik in ihren Grundfesten. 

Am 9. November 1923 versuchten Hitler und Ludendorff mit einem Putsch die politischen Kräfteverhältnisse gewaltsam zu verändern. Auch 16 Fürstenfeldbrucker waren unter den Putschisten.

Der Aufstand wurde niedergeschlagen, die Inflation mit der Schaffung der Rentenmark überwunden.

Henrik Moor, Adolf Voll, Privatbesitz

Der überstandenen Krise folgte ein wirtschaftlicher Aufschwung und eine unvergleichlich kulturelle Blüte, die "Goldenen Zwanziger Jahre" wurden sprichwörtlich.

Die Brucker Künstlervereinigung wurde gegründet, Künstler wie Adolf Voll oder Jean Perzel waren am Puls der Zeit. Literat:innen und Künstler:innen ließen sich nieder. Zahlreiche Villen im sog. Heimatstil wurden gebaut.

Man genoss die Winter- und Sommerfreuden im idyllischen Markt an der Amper. Auch in der Kleinstadt fand man Bubikopf, Charleston und Kino chic.

Für Fürstenfeldbruck war die Errichtung der Polizeischule 1924 ein wirtschaftlicher Silberstreif am Horizont, die Ettaler Mönche zogen im ehemaligen Zisterzienserkloster ein, das seit 1923 dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds gehörte.

 

Faschingskehraus im Jungbräusaal, 1927, Stadtarchiv Fürstenfeldbruck

Die Ausstellung geht den Fragen nach: Wie gestaltete sich die kurze Phase der Weimarer Republik in der Provinz? Wie reagierte eine kleinstädtische Bevölkerung im Schatten der "Hauptstadt der Bewegung" auf die große Politik?

Babylon Bruck oder verschlafene Provinz?

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