Bei aller Vielfalt und Eigenständigkeit ist die stimmungsvolle und naturnahe Malweise der präsentierten Gemälde undenkbar ohne die Revolutionierung der heroischen, akademischen Landschaftsmalerei durch die Pioniere der Freilichtmalerei, die sich ab den 1830er Jahren in den Wäldern Fontainebleaus südlich von Paris versammelten und bald unter dem Begriff „Schule von Barbizon“ weit über Frankreichs Grenzen hinaus bekannt wurde. Adolf Lier, der sich mehrmals in Paris aufhielt und später in München eine Lansdschaftsschule betrieb, ist in der Ausstellung z.B. mit einer für die Barbizonisten typischen „paysage intime“, einem scheinbar zufällig gewählten, vertrauten/nahsichtig und natürlich wiedergegebenen Landschaftsausschnitt vertreten. In München wandten sich die Landschaftsmaler schon früh von der traditionellen (akademischen) Ateliermalerei ab und zogen mit ihren Malutensilien in die ländliche Umgebung, arbeiteten als Autodidakten oder schlossen sich einer der privaten Malschulen an. Eine eigene Klasse für Landschaftsmalerei, die das Arbeiten in der freien Natur ermöglichte, wurde an der Münchner Akademie erst ab 1891 wieder eingeführt - davor verband sich auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei vor allem mit der Düsseldorfer Malerschule ein hervorragender Ruf. Verschiedene Fotografien, Skizzen und kleine Ölstudien charakteristischer Landschaftsmotive zeigen aber auch, dass die Gemälde offenbar nicht ausschließlich im Freien entstanden, die Künstler vielmehr aus einem Fundus an Vorlagen schöpften und teilweise Bilder daheim komponierten. Die große Nachfrage einer bürgerlichen Gesellschaft/Kundschaft an idyllischen, kleinformatigen Landschaftsgemälden wurde so zunehmend mit Arbeiten aus dem Atelier bedient. Einen inspirierenden Austausch zwischen den Künstlern gab es sicher auch auf den wie Pilze aus dem Boden schießenden Ausstellungen dieser Zeit, vor allem in dem 1854 eröffneten Münchner Glaspalast, ebenso in den zahlreichen Künstlervereinigungen und Künstlerkolonien, die sich rund um München bildeten. Schließlich entstanden auch im Brucker Land, das mit seinen malerischen Amperufern, weiten Mooslandschaften und wechselnden Lichtstimmungen vor allem die Landschaftsmaler begeisterte, zahlreiche Künstlerfreundschaften (oder enge Ateliergemeinschaften). Kamen die ersten Künstler zunächst nur im Sommer um nach französischem Vorbild im Freien zu Malen, so hatten ab den 1880er Jahren immer mehr Maler ihren ständigen Wohnsitz in Bruck und bildeten die eine oder andere Ateliergemeinschaft. Eine eigene Künstlervereinigung wurde erst 1924 gegründet. Ergänzt wird die Ausstellung im Stadtmuseum durch einige Leihgaben der Sparkasse Fürstenfeldbruck und der Gemäldegalerie Dachau, u. a. eine Landschaft des Lier-Schülers Otto Frölicher, an dessen Aufenthalt in Bruck eine Erinnerungstafel an der sog. Künstler-Eiche im Emmeringer Hölzl erinnert.
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